Der Gründerzuschuss wird von den Arbeitsagenturen kaum noch bewilligt. Schon im vergangenen Jahr monierte unter anderem der Deutsche Franchise-Verband (DFV) diese Entwicklung. Auch Franchise-Experten berichten von zunehmenden Aufwänden neue Franchise-Nehmer zu gewinnen und einer insgesamt verhaltenen Gründungskultur, die nicht zuletzt durch Maßnahmen der schwarz-gelben Bundesregierung erzeugt wurde. Jetzt verdichten sich die Anzeichen, dass auch die wenigen überregionalen Gründer- und Franchise-Messen in Deutschland zumindest in der bisherigen Form nicht fortbestehen werden.
Nach Informationen des Franchiseportals könnte mit der START auch die bisher größte Franchise-Messe in Deutschland betroffen sein. Eine bereits im Anfang Februar 2013 von der Franchiseportal-Redaktion gestellt Anfrage beim START-Veranstalter ASFC wurde zunächst mit dem Hinweis beantwortet, die „offizielle Kommunikation“ zu diesem Thema werde derzeit vorbereitet. Auf eine erneute Anfrage von Anfang März 2013 erhielt die Franchiseportal-Redaktion erneut keine konkreten Informationen. Aktuell finden sich auch keine Messe-Termine für 2013 auf der START-Website. 2012 hatte die START noch in Dortmund und Nürnberg stattgefunden, in den Jahren zuvor gab es teilweise sogar drei Ausrichtungsorte.
Newcome in Stuttgart
Auch die Newcome in Stuttgart steht zumindest vor Veränderungen. 2011 besuchten noch rund 4.700 junge Unternehmer, Franchise- und Existenzgründer „Süddeutschlands wichtigste Veranstaltung rund um das Thema Selbstständigkeit“. Ursprünglich sollte die Messe, die traditionell alle zwei Jahre stattfand, wieder im April 2013 veranstaltet werden. Jetzt steht auf der Newcome-Website zu lesen: „Aktuelle Veränderungen in der Gründerstruktur und -szene erfordern eine Modifizierung des Veranstaltungsformats“. Gründer und Experten tauschten sich heute wesentlich stärker im Internet und in den sozialen Netzwerken aus, im Veranstaltungsbereich entstünden zudem neue Veranstaltungsformate, andere würden vom Markt genommen, heißt es weiter. Die Überarbeitung der Newcome-Konzeption soll bis zum Frühsommer 2013 abgeschlossen sein.
Auch der Politik geschuldet?
Wesentlich zum verschlechterten Gründungsklima soll auch die Bundesregierung beigetragen haben. In einer gemeinsamen Pressemitteilung vom November 2012 äußerten sich der Deutsche Franchise-Verband e. V (DFV) und die Centralvereinigung Deutscher Wirtschaftsverbände für Handelsvermittlung und Vertrieb (CDH) e.V. kritisch zur „Entwicklung im Gründerland Deutschland“. Eine Existenzgründungsförderung für arbeitslose Menschen existiere nur noch auf dem Papier, hieß es darin unter anderem.
Aber nicht nur die Vergabepraxis beim Gründerzuschuss hat sich grundlegend geändert, auch große Aussteller wie das Wirtschaftsministerium und die KFW sollen sich von den Gründer-Messen zurückgezogen haben und teils eigene Events organisieren. Darüber hinaus hatte der DFV im Jahr 2011 zunächst selbst seine Gründermessenpräsenz reduziert, 2012 dann aber – nach der verstärkten Ausrichtung der START aufs Franchising – die Schirmherrschaft für die Messe übernommen.
Auch konzeptionelle Probleme
Gründermessen haben zudem ein konzeptionelles Problem, wenn sie nicht mehr bieten können als andere Medien, insbesondere das Internet. Solange sich zum Beispiel Franchise-Systeme darauf beschränken, an Gemeinschaftsständen Broschüren auszulegen und kein echter (Informations-)Wert gegeben ist, können Messen kaum mit Internetangeboten oder auch kleinformatigeren, dafür aber intensiveren Franchise-Veranstaltungen konkurrieren. Ob hier mit neuen Ideen kurzfristig wieder Impulse gesetzt werden können, scheint aktuell zumindest fraglich.
Dass Gründer- und Franchise-Messen generell aber durchaus Erfolg haben können und sogar Potenzial zur allgemeinen Wirtschaftsförderung besitzen, zeigt ein Blick ins Ausland: Auf der Franchise Expo in Paris präsentieren sich rund 450 Aussteller. Neben nationalen Franchise-Angeboten und –Themen widmet die Messe zudem dem internationalen (Master-)Franchising viel Raum. Das interessierte zuletzt weit über 30.000 Besucher. Wer sich ein eigenes Bild von der Franchise Expo in Paris machen will, hat schon bald dazu Gelegenheit: Die Messe findet 2013 vom 24.-27. März statt. In Deutschland scheinen die Franchise- und Gründermessen zurzeit vor dem Aus zu stehen.
Was halten Sie von dieser Entwicklung? Sollte es weiterhin Franchise-Messe geben? Wie könnten Sie an Attraktivität gewinnen? Informieren Sie unsere Leser mit Ihrem Kommentar.
Es ist mir unverständlich, warum eine erfolgreiche Unternehmensform nicht mehr durch eine Messe vertreten werden soll. war. Über 40% der Deutschen wollen sich gerne selbstständig machen, warum will man ihnen die Chance nicht geben? Leider ist Franchising in Deutschland noch immer mit einem Negativum behaftet.
FFW kann dem Interessenten eine Hilfe sein um die Franchise-Unternehmen zu beurteilen. Alle sehen bei Franchising nur den „Eismann“. Viele haben den Film im Fernsehen gesehen. Die meisten Franchise-geber sind doch ehrliche Kaufleute. Der Franchisenehmer hat viele Vorteile, warum darf oder soll er es den Interessenten nicht auf einer Messe erklären dürfen. In Europa ist Franchise ein großes Thema, warum hinken wir hinterher? Filialbetriebe sind doch nciht mehr zeitgemäß.
Fangen wir unten an alles zu durchleuchten. Wo holen sich Interessenten die Informationen. Arbeitslose und Hartz4 müssen zu den Wirtschaftsförderungen und dort wird entschieden, ob Franchising eine Möglichkleit ist oder nicht. Ich habe mehrere Interessenten zu den WFG begleitet. Die Mitarbeiter haben überwiegend keine Ahnung von Franchising. Sie winken sofort ab und glauben, es kostet nur Geld und es steht keine Leistung dahinter. Einem Interessenten wurde gesagt:“warum wollen sie viel Geld dafür bezahlen, das können sie doch auch alleine.“ Ich habe daneben gesessen und bin fast geplatzt.
Wir müssen ganz unten beginnen Aufklärung zu betreiben!!!!!!!!!!!!!!
Unternehmer wird man nicht, sondern ist man! Lediglich unternehmerische Instrumente sind lern- und einsetzbar. Der echte künftige Unternehmer darf nicht darauf angewiesen sein, aus einer Auswahl von „Systemen“, die gerade per Messestand zur Verfügung stehen, existenzielle Entscheidungen abzuleiten. Eine Messe, die sich nur dem Franchising widmet (aber bitte mit 90% Systemen und Konzepten und nicht reihenweise Dienstleister, die unternehmensberatend für den armen Gründer tätig werden wollen) ist angebracht.
Wer seine Selbstständigkeit mit System gut vorbereitet hat auch Zeit. Eine Messe zentral in Deutschland (an einem auch für junge Systeme erschwinglichen Messeplatz) alle 2 Jahre – dürfte für national agierende Systeme interessant sein. Meine langjährige Erfahrung als zugelassener KfW-Gründungsberater hat mir gezeigt, dass Franchisesysteme schlecht beraten sind, wenn Sie ihre Partner aus dem Umfeld von Langzeitarbeitslosen, Hartz 4-Empfängern oder Eigenkapitalschwachen generieren. In der Regel sind die unternehmerischen Gene nicht allzu sehr ausgeprägt sondern oft sogar mit gewerkschaftlichen Basisparolen vermischt.
Die Start hat diese Klientel bedient – und ist gescheitert.
Wir müssen zwei Aspekte unterscheiden:
Erstens die Frage, ob es im 21. Jahrhundert unbedingt noch Präsenzmessen geben muss. Darüber kann man geteilter Meinung sein. Tatsächlich waren die Messen wohl nie das beste Kommunikationswerkzeug zur Gewinnung von Franchisenehmern.
Zweitens die katastrophale Verschlechterung beim Gründungsklima und die Fehlentscheidungen der Politik, die dazu geführt haben. Daran gibt es nichts zu beschönigen. Von diesem Problem nicht betroffen sind allein diejenigen privilegierten Franchisegeber, die als Franchisenehmer Investoren suchen und keine Existenzgründer, die sich im Wesentlichen nur selbst einen Arbeitsplatz schaffen wollen. Um dem Problem zu begegnen muss Franchising also zukünftig anders gedacht werden: Das Ziel muss es ein, mit z.B. 20 Franchisenehmern z.B. 100 Standorte zu eröffnen (das ist die Herangehensweise der excellenten Systeme); man bekommt dadurch einen ganz anderen Typus von Unternehmer als Geschäftspartner und dieser andere Typus ist ohnehin nicht auf einen Gründungszuschuss angewiesen.
Ich bin seit 15 Jahren aktiv in der Gründerszene FrankfurtRheinMain und Mitinitiator der AUFSCHWUNG-Messe, der Leitmesse für Existenzgründer und junge Unternehmen in Hessen (Die 7. AUFSCHWUNG findet am 19.3.2013 in Frankfurt statt).
Zum Thema Gründer-Messe möchte ich gerne einige Erläuterungen aus meinem Blickwinkel geben:
1. Auch überregionale Gründer-Messen haben vorwiegend ein Besucher-Einzugsgebiet von 50 KM (ca. 70 . 80 %). Das entspricht auch einem Messetrend, nämlich entweder Weltleitmessen oder Regional- bzw. Spezialmessen (die immer mehr boomen). Insofern ist es fraglich, eine eine deutschlandweite Franchisemesse (mit Hauptzielgruppe Endbesucher) nachhaltige Erfolgschancen hat. Beispiele der Franchise-Messe in Frankfurt früher und der hier zitierten Messe in Dortmund stimmen nachdenklich. Das Konzept für einen jährlich stattfindenden Franchisekongress für Fachleute aus der Branche und Multiplikatoren kann Sinn machen,
2. Messeveranstalter sollten darauf achten, dass der Besucherkoeffizient mindestens 20 pro Tag beträgt (Besucherkoeffizient pro Tag = Anzahl Besucher pro Tag / Anzahl Aussteller). Aus meinem Blickwinkel haben viele Messeveranstalter diesen Erfolgsfaktor außer Acht gelassen und damit leer wirkende Messehallen in Kauf genommen. Das kann sich mit einem Zeitverzug rächen, indem die Resonanz der Aussteller zurückgeht und die Stimmung auf der Messe eher nüchtern ist.
3. Ich glaube nicht, dass sich das stationäre Messekonzept überlebt hat, wie der Boom vieler Messen in den letzten Jahren zeigt. Aber Messen müssen heute viel mehr in der Social Media Welt unterwegs sein und ihr Konzept tatsächlich den Gegebenheiten anpassen. Wir machen das seit Jahren, weil wir im engen Kontakt zu unseren Besuchern und Ausstellern stehen und Trends entsprechend antizipieren.
4. Eine Gründermesse sollte immer auf ein ausgewogenes Ausstellerangebot achten. Bei einer klassischen Gründermesse ist deshalb ein Anteil an Franchise-Ausstellern über 10 % immer genau zu überprüfen, ob das mit den Interessen der Besucher (hinsichtlich der Gewichtung) noch passt. Achtung: Es gilt bei Gründermessen das Regionalprinzip (siehe meine Erläuterungen oben).
5. Eine Gründermesse ist nur so gut, wie die GründerCommunity vor Ort und die Verzahnung damit. Ist es ein Zufall, dass die überregionale Gründermesse in Berlin so gut dasteht? Deshalb engagieren wir uns hier in der Region für eine stärkere Vernetzung der Gründeraktivitäten und vor allem eine bessere Abstimmung und Vernetzung. Das ist wirklich schwierig, aufgrund der unterschiedlichen Interessen und auch ein sehr mühsamer Weg.
Mein Fazit: Viele Aussteller erkennen, dass ein Messeauftritt ein wichtiger Bestandteil im Marketingmix ist. Wer allerdings Messen nur als Akquisetool nutzt, hat das Marketingpotenzial von Messen nicht annähernd erkannt. Hier sind wir als Messeveranstalter gefragt und gefordert. Ach ja, ganz wichtig ist die Regelmäßigkeit. Wer von seinen festen Termin abrückt, der muss danach meistens stark wieder darum kämpfen, um Boden gut zu machen. Das fällt natürlich in Zeiten wie heute schwer (kein Gründerboom). Aber Achtung: Den Ausstellern ist Klasse wichtiger als Masse.
Richtig ist, dass der Sinn und Zweck einer Franchise-Messe nicht darin liegen darf, dort nur die Informationen, die der Interessent heute auf vielen anderen virtuellen Wegen viel weniger aufwändig erhalten kann, zu präsentieren. Nun mag dies bei Shop-Systemen noch möglich sein, indem man auf der Messe tatsächlich einen Muster-Shop präsentiert, für alle Dienstleistungssysteme ist dies aber viel schwieriger. Aus diesem Grund bin ich der Auffassung, dass das bisherige Messe-Konzept in der Tat ausgedient hat und die Kosten (für einen eigenen Stand mit Personal durchaus nennenswert) für viele Systeme in keinem vernünftigen Verhältnis zum Nutzen stehen.
Nun noch eine Antwort auf die Ausführungen von Herrn Dr. Giesler hinsichtlich der Struktur der Franchise-Nehmer. Natürlich ist der Gedanke verlockend und hat sicherlich auch sehr viele Vorteile. Allerdings geht ein wenig der Kerngedanke des Franchising verloren, wenn ich statt des Unternehmers vor Ort nur viele weitere kleinere Filialssysteme mit Angestellten habe. Hier gilt es dann für jedes Systeme, eine vernünftige Größenordnung zu definieren.
Als Franchisegeber im Dienstleistungsbereich war ich auch mit eigenem Stand bei diversen Existenzgründer- und Franchisemessen vertreten. Der Aufwand stand in keinem Verhältnis zum Nutzen. Ich habe die Erfahrung machen müssen, dass sehr oft nicht die von uns allen gesuchten „Unternehmer“ sondern eher die „Unterlasser“ und „Alibimessebesucher“ anzutreffen waren. Angetrieben von der Suche nach Kugelschreibern, Gummibärchen, kostenlosen Angeboten, bunten Broschüren, Plastiktüten und Stempeln für die Arbeitsagentur (oder wie auch immer diese sich inzwischen nennen).
Im Zeitalter von Franchiseportalen, Skype, Facebook, Xing etc. kann sich der interessierte Existenzgründer oder –wechsler vom heimischen Sofa aus per PC, Tablet oder Multimediahandy gemütlich Informationen besorgen. Weiteres findet er auf den gut positionierten Homepages der Anbieter.
Warum soll „Existenzgründer“ zeit- und kostenaufwändig zur Messe fahren?
Hier sollten aus meiner Sicht andere Konzepte gefunden werden, wenn der „Messeweg“ weiter beschritten werden soll.
Und ich finde auch, dass der Gedanke des Franchising eben nicht vorrangig die Filialgründung ist.
Ich kann Herrn Dr. Patrick Giesler nur zustimmen. Messen sind allgemein rückläufig. Zum Vergleich: Die CeBIT, die weltgrößte Computermesse, hat in den vergangenen 10 Jahren ca. 60% ihrer Besucher verloren, in diesem Jahr knapp 10%. Und diese Messe hat noch den Vorteil, dass sie auch Bestandsnutzer anspricht, eine Gründermesse richtet sich nur an Gründer, was man i.d.R. nur einmal ist.
Und wenn Herr Burkhard Schneider vom Erfolg lokaler Messen schwärmt, dann sind das eher Consumer Messen mit Event-Charakter. Wenn er dann noch von einer 10%igen Beschränkung für Franchising innerhalb der Gründermessen schreibt, stelle ich die Frage: Wer bitte stellt den Rest? Die Gründungsberater? Die Bundesanstalt? Die Kammern? Die KfW?
Mein Resümee: Messen auf diesem Segment sind tot und können auch nicht mehr künstlich beatmet werden.